2015


 

 

Donnerstag, 29. Januar um 19:30 Uhr in der Kunsthalle Baden-Baden

Tausend Stäbe... und dahinter eine Welt? -

Gespräche über Kunst und Philosophie

Wie bewegen wir uns durch die Werke Eva Kot'átkovás? Gefordert wird die körperliche Präsenz des Betrachters, der die Nützlichkeit der Alltagsobjekte im Kunstraum erweitert. Objekte, die in und durch Gitterstäbe die Welt sehen lassen. Das Erleben, das Begreifen, bleibt zu erzählen. Das Erzählte kann philosophisch reflektiert werden. Es sprechen Dr. Richard Reschika (Freiburg), Autor und Philosoph, Werner Dörge-Heller (Karlsruhe), Pfarrer i. R. und

Dr. Wolfram Frietsch (1. Vorsitzender der GPH, Baden-Baden).

www.kunsthalle-baden-baden.de/programm/begleitendes-programm/

Vor Gesprächsbeginn gibt es um 18.30 Uhr eine Kurzführung für Interessierte durch die Ausstellung. Eintritt: frei

 

 

 

 Donnerstag, 26. Februar um 19:30 Uhr im Kurhaus Baden-Baden (Kulisse)

 „Wer nur einen Hammer hat, für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus“

(indonesisches Sprichwort) Wie wir wahrnehmen und für wahr nehmen

Ulrich Reukauf, Vorstandsmitglied der GPH

Seit der Antike wird über das Verhältnis von Wahrnehmung und Wirklichkeit nachgedacht. Heute wissen wir, dass Wahrnehmen ein kreativer Prozess ist und unser Bewusstsein auf einer festgelegten neuronalen Basis ein plastisches Denkgebäude errichtet, wobei Erfahrungen, Empfindungen und Stimmungen dessen wichtigste „Baumeister“ sind. Jeder Wahrnehmungsakt steht auf einem ererbten Fundament, ist darüber hinaus neuronal erworben und von erlernten Mustern geprägt, emotional in die Vorgeschichte der Erfahrung eingebettet, wird von situativen (besonders existentiellen) Gegebenheiten und Erwartungen beeinflusst, nicht zuletzt auch vom Gesundheitszustand. Wir beginnen das Thema „Wahrnehmung“ mit Philosophie, streifen empirische Befunde, machen einen Ausflug in die Kunsttheorie, befragen die Neurobiologie und kehren wieder zu der zur Generalvorstellung der Philosophie zurück. Am Ende wird es eine Auseinandersetzung mit unserer Wahrnehmung hinsichtlich ihrer Täuschbarkeit und ihrer konstruktiven Leistung geben, die zum Nachdenken und Diskutieren anregen soll.

 

 

 Donnerstag, 26. März um 19:30 Uhr im Kurhaus Baden-Baden (Kulisse)

 Konfliktlösung, Streitschlichtung und Vergebung im Islam

Dr. Stephan Spanik (Heidelberg), Mitglied der GPH

Unabhängig von normativen, gesetzgebundenen Rechtsverfahren, mit denen Konflikte in islamisch geprägten Ländern geregelt sind, gibt es eine traditionelle Form des Konfliktlösens (des Konfliktmanagements, wie wir heute sagen würden): SULH - Versöhnung, Verzeihung, Vergebung. Dies ist ein dem westlichen Modell der Streitschlichtung (Mediation) vergleichbares Verfahren, mit dem Ziel einer konsensualen Einigung. Hierbei spielt die soziale Einbindung der "Streithähne" eine ebenso große Rolle wie Schlichterpersönlichkeiten (Politiker, Geistliche, Gelehrte und Juristen/Kalife der Rechtsschulen). Die Vergebungslehre im Sinne der islamischen SULH: 1. Was ist ein Konflikt? * 2. Schlichtungsverfahren im Islam * 3. Religiöser Hintergrund * 4. Philosophischer Hintergrund * 5. Wann ist Konfliktbearbeitung sinnvoll? * 6. Grenzen politischer Konfliktbearbeitung * 7. Kritik an herkömmlichen Konfliktlösungs-Strategien.

 

 

 Donnerstag, 30. April um 19:30 Uhr im Kurhaus Baden-Baden (Kulisse)

Junges Philosophisches Forum VII:

Im Dunstkreis des Vitalismus

Julia Emmler, Lena-Johanna Herrmann Oliver Krätschmer, Daniel Neumann

(Studenten der HFG in Karlsruhe)

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brechen einige der philosophischen Grundmauern wirkmächtig auf: diesseits von transzendentaler Subjektivität und geistiger Aufhebung rücken Prozesse des Werdens in den Fokus. Der Wille zur Macht und der élan vital verweisen das Denken, das sie verstehend einholen will, in die Schranken, die es sich – wie sich herausstellt – von jeher selbst gemacht hat. Die vier Vorträge wollen die Dynamik des angedeuteten Blickwinkels in Bezug auf Friedrich Nietzsche, Henri Bergson und Gabriel Tarde stichprobenartig vorstellen. Mitglieder, Schüler und Studenten frei.

 

 

 Donnerstag, 21. Mai um 19:30 Uhr im Kurhaus Baden-Baden (Kulisse)

 Die Rückkehr des Heiligen? Wie halten wir es mit Religion(en)?

Adrian Gillmann, M. A., Mitglied der GPH

Der Religionswissenschaftler und Theologe Rudolf Otto hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts das „Heilige“ der Religionen erklärt. Als eine Kategorie a priori sollten Emotion und Ration im religiösen Gefühl versöhnt werden. Charles Taylor spricht als Politikwissenschaftler und Philosoph am Anfang des 21. Jahrhunderts hingegen von der Religion als Option. Es liegt beim Menschen, wie er die Welt deutet. Wie halten wir es mit dem „Heiligen“, wenn weder ein religiöses Gefühl allein, noch eine Option für sich einem komplexen Verhältnis von religiöser und säkularer Weltdeutung gerecht werden?

 

 

 Donnerstag, 25. Juni um 19:30 Uhr im Kurhaus Baden-Baden (Kulisse)

Bildung

Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski

Bildung ist ein hohes Gut. Gerade deshalb ist nicht unumstritten, was Bildung ist und wie man gebildet wird. Geht es eher um technisches oder um schöngeistiges Wissen? Steht im Vordergrund der einzelne Mensch, der nach Antworten auf die grundlegenden Fragen seines Lebens sucht, oder der zukünftige Arbeitnehmer, der gut ausgebildet, flexibel und konkurrenzfähig sein muss? Wer ist heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, ein gebildeter Mensch? Traditionelle Antworten kommen schnell an ihre Grenzen. Das gilt aber auch für viele Reformversuche der letzten Jahrzehnte. Schulen und Universitäten sehen sich daher vor großen Herausforderungen. Wie kann man diesen Herausforderungen begegnen?

 

 

 Donnerstag, 30. Juli um 19:30 Uhr im Kurhaus Baden-Baden (Kulisse)

Warum „wächst das Rettende auch“? Über Dichtung und Philosophie

Dr. Wolfram Frietsch, Vorsitzender der GPH

Die Anfänge der Philosophie gehören der Dichtung. Parmenides und Platon stehen für diese Einheit. Im Laufe der Jahrhunderte trennen sich die Wege und doch schielt Philosophie immer wieder auf Dichtung. Nietzsche, Heidegger, Derrida, Sloterdijk ... um nur einige zu nennen, nehmen selbstverständlich auf Dichtung Bezug. Dient Dichtung als Inspirationsquelle? Wofür? Entspringen Dichtung und Philosophie demselben Urgrund von Erkenntnis? Steht Dichtung diesem Urgrund vielleicht sogar näher, weil sie unvermittelter scheint und uns spüren lässt: da ist noch mehr? Im Verbund mit Dichtung weist Philosophie einen Weg, um das Menschensein tiefer zu ergründen. Oder wie Hölderlin es formuliert: „Lang ist die Zeit, es ereignet sich aber das Wahre.“

 

 

 Donnerstag, 27. August um 19:30 Uhr im Kurhaus Baden-Baden (Kulisse)

„Über den Sinn des Lebens … wenn er denn da ist …?!"

Philosophische als auch psychologische Betrachtungen

Thomas Ach, Mitglied der GPH, Karlsruhe

Existiert ein allgemeingültiger bzw. übergeordneter auf jeden Menschen übertragbarer Sinn des Lebens oder muss die Sinnsuche aufgrund multiperspektivischer Sichtweisen individuell „heruntergerechnet“ werden? Das Seiende kann nicht aufgrund des eigenen Wesens sein. Ist dem Ich somit die automatische Sinnsuche „eingepflanzt“? Der Mensch ist das einzige Wesen auf dieser Welt, das mit Bewusstsein, Verstand und Logik ausgestattet sinnreflektiv Innen- und Außenschau betreiben kann. Ist bei einem Menschen, der glücklich ist, jede Sinnsuche beendet? Sind Hingabe, Leidenschaft und Selbsterfüllung die Schlüssel für ein sinnerfülltes Leben? Ist jede Sinnsuche völlig sinnlos, da das Seiende nur jetzt sein kann und sich im JETZT die höchstmöglichste Sinnfülle ereignet? Gerät dabei die Suche selbst zum Hindernis bei der Sinnfindung ... weil der Sinn bereits schon da ist? Der Vortrag versucht u.a. von der Antike bis heute bei altbekannten Philosophen Antworten zu finden, um auf dieser Basis im Anschluss daran einer breitgefächerten Diskussion Raum zu geben.

 

 

 Donnerstag, 24. September um 19:30 Uhr im Kurhaus Baden-Baden (Kulisse)

Welche Land- und Ernährungswirtschaft wollen wir?

Mit dem Konvivialismus zu einer besseren Regionalwirtschaft

Christian Hiß, Gründer und Vorstand

Regionalwert AG Bürgeraktiengesellschaft in der Region Freiburg

Die Land- und Ernährungswirtschaft hat sich in wenigen Jahrzehnten grundlegend verändert. Aus der überlieferten familienbezogenen bäuerlichen Subsistenzwirtschaft, in der vor einhundert Jahren noch die Hälfte unserer Gesellschaft gelebt und gearbeitet hat, ist eine Nahrungsmittelindustrie mit gravierenden positiven und negativen externen Effekten auf die Gesellschaft und die Umwelt entstanden. Weder Produzenten noch Konsumenten überblicken die sozio-ökonomischen und ökologischen Zusammenhänge bei der Entstehung der Nahrungsmittel. In der Folge sind die Risiken der Versorgung nicht mehr kalkulierbar.

Zurzeit beginnt, ausgehend von einer Gruppe überwiegend französischer Philosophen, eine Bewegung wieder zu erwachen, die sich dem Konvivialismus verschrieben hat. „Tools of Conviviality“, wie sie Ivan Illich schon in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts eingefordert hat, könnten uns helfen eine neue lokale Versorgungswirtschaft zu etablieren. Das Konzept der Regionalwert AG Bürgeraktiengesellschaft in der Region Freiburg, die der Referent ins Leben gerufen hat, ist maßgeblich von den Gesprächen mit Illich zum Ende des vergangenen Jahrhunderts inspiriert worden.

 

 

 Donnerstag, 29. Oktober um 19:30 Uhr im Kurhaus Baden-Baden (Kulisse)

Denken in Bildern – Walter Benjamins „Lehre vom Ähnlichen“

Hans Burkhard Schlichting, Baden-Baden

„Seine Einsichten sind die eines ins Profane verschlagenen Theologen“, schrieb Gershom Scholem, der Benjamins lebenslanger Freund war. Seine kurze „Lehre vom Ähnlichen“, im Emigrationsjahr 1933 entstanden und erst 1972 erschienen, ist dafür ein besonderer Beleg. Nur seine späteren Thesen „Über den Begriff der Geschichte“ fassen sein Denken in einer ähnlich dichten Weise zusammen. Aber in der „Lehre“ geht es um Benjamins eigenstes Ausdrucksmedium, nämlich um die Sprache und die Schrift, in die Einiges von seiner Wahrnehmung des Ähnlichen einfließt.

 

 

 Dienstag, 10. November um 20:00 Uhr in der Stadtbibliothek Gaggenau:

Heilige und Hure zugleich – Die Musik im 19. Jahrhundert

 Ein illustrativer Vortrag von Ulrich Reukauf, Vorstandsmitglied der GPH

im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Gesellschaft für angewandte Philosophie Baden-Baden in der Stadtbibliothek Gaggenau und in Zusammenarbeit mit der Deutschen Leschetizky-Gesellschaft. Anlässlich der Wiederaufführung der in Vergessenheit geratenen, aber (mit einem Augenzwinkern betrachtet) in Zeiten der Selfie-Manie doch aktuellen Komischen Oper „Die Erste Falte“, die aus einem überdimensionalen Schminkkasten heraus die Jahnhalle Gaggenau mitsamt Publikum vereinnahmen wird, machen wir mit dem Komponisten Theodor Leschetizky sowie seinem charismatischen Freund Franz Liszt eine kleine Reise durch die kulturpolitisch vielleicht interessanteste Epoche der jüngeren europäischen Musikgeschichte. Wir werfen den Blick auf Verwicklungen gesellschaftlicher Art und ihre Gründe, ihre Eitelkeiten und ungeschminkten Wahrheiten. Es ist eine Zeit der nachhaltigen Umbrüche in Europa, politisch angetrieben durch die Demokratiebewegungen, sozioökonomisch durch Verwissenschaftlichung und umfangreiche Industrialisierung, hinter der ein mächtig gewordenes Bürgertum steht. Im gesellschaftspolitischen Ergebnis kann man die wichtigste Zäsur mit Friedrich Schiller so auf den Punkt bringen: Der Edelmann war, was er repräsentierte, der Bürger ist, was er produziert. Und er produziert nicht nur materielle Waren, sondern jetzt auch gewaltige Klang- und Illusionswelten. Die Musik wandelt sich und die Musik wandelt sich aus einer höfischen Kunst zu der des Bürgertums. Es findet eine Art Emanzipation der Zuhörerschaft statt, der schlichte Erwerb einer Eintrittskarte legitimiert zur Teilnahme auf den Weg zum Parnass. Das anfangs undisziplinierte und lärmende Publikum beansprucht aber auch ein Mitspracherecht, das in Auseinandersetzungen um die „wahre Art“ zu musizieren auch schon mal Saalschlachten in Frack und Zylindern nach sich zieht. Mit der Zeit wird das Publikum zwar einerseits musikalisch domestiziert, avanciert aber auch zum unerbittlichen Kritiker, der mit der ungeschminkten Dominanz des Geldes bestimmt, wohin der Hase läuft. Die Musik, aus den geschützten, etwas pudrigen Räumen des Ancien Régime herausgetreten in die Freiheit, gerät in neue Abhängigkeiten und muss sich ihren Platz in der Gesellschaft erst wieder suchen. Der Künstler weiß auch noch nicht, wohin er gehört. Er wird entweder gefeiert oder verkannt, „… kann sich nur [noch] auf sich selbst berufen. Er verspricht der Zukunft nichts als seine Werke. Er ist nur sich selbst verantwortlich. Er stirbt kinderlos. Er ist sein eigener König, sein Priester und sein Gott“ (Baudelaire).

Wir beziehen in die Überlegungen das in dieser Zeit stilbildende Musikinstrument mit ein: das Klavier. Dieser „Leitzordner der Töne“ (Hildebrand), erlebt eine erste Blüte als Universalinstrument und erobert unter den Händen von Liszt, Chopin, Clara Schumann (und auf eine ganz besondere Weise unter den pädagogischen Händen Leschetizkys) kleine und große Räume, Kammern und Kontinente und trägt so zur Verbreitung von Musik bei.

Und just landen wir Ende des Vortrages dort, wo es niemand vermutet: bei der weltberühmten Firma Welte in Freiburg. Schwarzwälder Uhrenbauer konstruieren in diesen Jahren der Innovation nicht nur, wie Hupfeld in Leipzig, mechanische Abspielgeräte für Musik, sondern entwickeln ein direktes Reproduktionsverfahren für Klaviermusik. Welte wird so zum Protagonisten für das, was längst in der Luft liegt und zu einem Massenphänomen des 20. Jahrhunderts wird: die Popularisierung von Musik. Schließlich hat die Musik des Fin de Siècle begonnen, sich einem breiten Publikum zuzuwenden, wird von diesem geliebt, vergöttert und gleichsam verschmäht. Sie ist eben Heilige und Hure in einem und erhitzt die Gemüter noch bis ins 20. Jahrhundert hinein. Der Referent ist Vorstandsmitglied der GPH (www. philosophia-baden-baden.de) und Mitbegründer der Deutschen Leschetizky-Gesellschaft.

Der Eintritt ist frei.

 

 

 

 Donnerstag, 26. Npvember um 19:30 Uhr im Kurhaus Baden-Baden (Kulisse)

ANGEWANDTE PHILOSOPHIE – NUR EIN EUROPÄISCHER GEDANKE?

oder WISSENSCHAFT IST THEORIE – WEISHEIT IST PRAXIS?

Prof. Dr. Dr. Bernhard Uhde (Freiburg)

Nicht selten ist der Vorwurf zu lesen und zu hören, dass eine aus der wissenschaftlichen Philosophie gewonnene Praxis ein europäischer Gedanke sei, dessen Eurozentrik sich allein schon daran zeige, dass in anderen Kulturen und Religionen Philosophie immer praxisbezogen sei, indem sie als "Weisheitslehre" der reinen wissenschaftlichen Theorie nicht bedürfe. Ist dies so, ist europäische praktische, gar "angewandte Philosophie" in ihren Begründungen und Werten – Stichwort "Menschenrechte"! – nicht universal zu denken ohne einen geistig-imperialistischen Anspruch. Und dies in einer globalisierten Welt? Ist also "Angewandte Philosophie" eine europäische Selbstbeschränkung?